Zur Online-Bibel: Markus 10,16-52
Die Ausgrenzung von Menschen die bestimmten kulturellen, religiösen und ideellen Wertmaßstäben nicht entsprechen, hat eine lange Tradition. Sie geht zurück bis in die Anfänge der Menschheitsgeschichte. In vielen Gemeinschaften werden anders Denkende genauso diskriminiert, wie Menschen mit körperlichen Gebrechen.
Auch das auserwählte Volk GOTTES verhielt sich hierbei nicht anders als alle übrigen Völker und Nationen. Anstatt die eigene innere Bedürftigkeit zu erkennen, wurden Menschen mit sichtbaren Gebrechen vom religiösen, kulturellem und sozialem Leben ausgeschlossen. Die Geburt eines blinden Kindes hatte bei den Israeliten für die Eltern, wie für das Kind dramatische Folgen: Körperliche Gebrechen sowie unheilbare Krankheiten wurden bei den Juden genauso wie bei vielen anderen Völkern auch, als Strafe GOTTES angesehen. Sie wurden mit dem schuldhaften Verhalten der Eltern, der Vorfahren oder sogar der Betroffenen selbst in Verbindung gebracht. Ein Blinder war nach jüdischer Auffassung, somit auch vom Heilsplan GOTTES ausgeschlossen.
Weil die Menschen ihre eigene Erkenntnis höher bewerteten als GOTTES Fürsorge, verloren sie die Gemeinschaft mit GOTT. Leid, Krankheit und Tod waren niemals GOTTES Wille für die Menschen. Es sind die Folgen der Fehlentscheidung unserer Stammeltern. Bis heute krankt die ganze Menschheit daran.
Die Menschen sind zwar fähig das Unrecht das sie angerichtet haben zu erkennen, aber sie können die Ursache für ihr Handeln niemals selbstständig beheben. Weil GOTT will, dass kein Mensch verloren geht, verließ ER die Herrlichkeit des Himmels und wurde selbst Mensch. JESUS kam in die vom Menschen zerstörte Welt, um die Menschen von ihrer Schuld zu befreien.
Viele Israeliten waren von JESUS begeistert. Wohin ER auch ging, folgte Ihm eine große Volksmenge. Die Menschen erhofften, aber dass JESUS ein weltliches Königsreich errichten würde. Viele Menschen hoffen auch heute noch, dass JESUS der Handlager ihrer eigenen, selbstsüchtigen Pläne ist.
Gefolgt von den Jüngern und einer großen Menschenmenge zog JESUS von Jericho, Richtung Jerusalem. Auch Bartimäus hatte offensichtlich von JESUS gehört. Bartimäus war blind. Bartimäus heißt auf aramäisch, „Sohn des Timäus“. Timäus bedeutet der „Geehrte“, der „Geschätzte“. Bei uns profitieren viele Söhne vom Ansehen des Vaters. Hier war es aber umgekehrt. Bartimäus verfügte nicht einmal über einen eigenen Namen. Der Vater genoss Ansehen, der Sohn aber fristete ein trauriges Dasein als Bettler.
Nicht sehen zu können, bedeutete damit gleich eine mehrfache Ausgrenzung: Wer sollte jemand Wertschätzung entgegenbringen, der an seinem Leid offensichtlich selbst schuld war? Bartimäus befand sich somit gesellschaftlich, religiös und wirtschaftlich am Rande der Gesellschaft.
Dass eine angeborene Krankheit oder ein Gebrechen niemals eine Strafe GOTTES ist, hat JESUS den Jüngern recht deutlich gesagt. (Joh 9,2-3)
Jetzt stell Dir einmal vor, Du liegst im Staub und Dreck am Boden. Und dann stoßt man Dich auch noch herum. Es gibt viele Ursachen warum man am Boden liegen kann: Du hast bei einem Unfall oder eine Krankheit dein Augenlicht verloren. Oder jemand hat Dich so sehr verletzt, dass Du blind vor Schmerz bist, dass Du vor lauter Tränen nichts mehr siehst. Du nimmst rund um Dich herum nichts mehr wahr. Du bist völlig zerstört. Menschen sehen Dich zwar, aber sie haben kein Auge für Dein Leid. Dein Schmerz findet keine Beachtung. Du bist gefangen in Deiner Situation. Du blickst nicht mehr durch, verlierst den Überblick. Du siehst Dich buchstäblich nicht mehr heraus. Da erfährst Du plötzlich, dass es auch für Dich noch Hilfe gibt. Bartimäus ist es so ergangen.
Ganz bewusst hat sich Bartimäus an die Ausfahrtsstraße von Jericho gesetzt. Von dort zogen die Pilger hinauf nach Jerusalem. In Jerusalem durften sie GOTT anbeten. Für Bartimäus aber blieb der Tempel verschlossen. Er konnte nur auf ein Almosen der Pilger hoffen. Ein Almosen aber zeigt Dir noch mehr Deine Bedürftigkeit. Wenn DU am Boden liegst brauchst DU jemand der Dich aufrichtet. DU brauchst Liebe, Anteilnahme aber keine Ausgrenzung, und Schuldzuweisung, keinen Spott und Hohn.
Als Bartimäus hörte, dass JESUS von Nazareth direkt bei ihm vorbeizog:
„fing er an zu schreien und zu sagen: JESUS, du Sohn Davids, erbarme dich meiner!“
Wer so schreit wie Bartimäus, braucht nicht nur Mut, sondern die glasklare Überzeugung: JESUS ist der von Moses und den Propheten vorhergesagte MESSIAS.
Viele Menschen folgten JESUS, sie kannten die Schrift, aber sie erkannten nicht, dass sich mit dem Kommen von JESUS die Prophezeiung erfüllt hatte, die GOTT David gegeben hatte:
„Dein Königshaus und deine Königsherrschaft werden vor mir für immer Bestand haben; dein Thron wird für alle Zeiten feststehen.“
Bartimäus, der namenlose Sohn aber kannte GOTTES Wort offenbar sehr genau: Denn auch schon durch den Prophet Jesaja hat GOTT vorhergesagt: „Wenn GOTT kommt, wird ER euch helfen:
„Dann werden die Augen der Blinden aufgetan und die Ohren der Tauben geöffnet werden.“
Für Bartimäus stand ganz offensichtlich, fest: Nur GOTT kann unheilbar Kranke heilen. Nur GOTT kann Tote zum Leben erwecken. Nur GOTT kann Dämonen austreiben. Nur GOTT kann dem Wind und dem Meer befehlen zu schweigen. Nur GOTT kann den Hunger der Menschen mit Worten und Taten stillen.
Bartimäus konnte zwar nicht sehen, aber die Wunder die JESUS wirkte, blieben auch vor ihm nicht verborgen. Zu Recht legt Antoine de Saint Exupery dem Kleinen Prinz, die Worte in den Mund: „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentlich ist für die Augen unsichtbar.“
Als Bartimäus nach JESUS schrie, herrschten ihn die Menschen an: „Sei still!“
Menschliche Hilfeverweigerer gibt es viele. Wer oder was verstellt dir die Sicht auf JESUS? Ist es eine Person, eine Religion eine Theologie oder Deine Kultur? Oder ist es Dein völlig falsches Bild von GOTT?
An Deiner misslichen Situation ändert sich nur etwas, wenn DU bereit bist, GOTT um Hilfe zu bitten. Auch bei Bartimäus war es so. Bartimäus ließ sich von dem religiösen Trupp rund um JESUS nicht einschüchtern:
„Er aber schrie noch viel mehr: Du Sohn Davids, erbarme dich meiner!“
Wer GOTTES Wort so wie Bartimäus kennt, steht auf einem festen Fundament.
Bartimäus wusste:
„Meine Hilfe kommt vom HERRN, der Himmel und Erde gemacht hat.“
Wie gut kennst Du GOTTES Wort?
Sehr oft muss erst im Leben eines Menschen etwas Dramatisches passieren, dass man nach JESUS schreit. Paulus musste erblinden, um sehend zu werden. Bartimäus war blind. Aber seine Not und Ausgrenzung hat dazu geführt, dass er seine ganze Hoffnung auf JESUS gesetzt hat.
Bartimäus wollte JESUS sehen. Weder seine Blindheit, noch die Einschüchterungsversuche seiner Landsleute haben ihn davon abgehalten. Aus ganzer Kraft schrie er nach JESUS.
Im Psalm 50,15 steht:
„Und rufe MICH an in der Not, so will ICH dich erretten, und du sollst MICH preisen.“
Was muss in deinem Leben passieren, dass Du nach JESUS schreist?
Bartimäus war zwar vom religiösen Leben des eigenen Volkes ausgegrenzt, aber er wusste: GOTT grenzt niemanden aus. Bartimäus konnte zwar nicht sehen, aber in seinem Herzen brannte ein Licht. Bartimäus war nicht nur äußerlich ein Bettler, er war auch geistlich arm. Mit ganzer Kraft schrie er: „HERR erbarme dich!“
Gleich am Anfang SEINER ersten Rede hat JESUS verkündet:
„Selig sind, die da geistlich arm sind; denn ihrer ist das Himmelreich.“
Geistlich arm ist jemand, der alles von GOTT erwartet. Der seine eigene Bedürftigkeit erkennt. Demjenigen gilt auch der Zuspruch GOTTES:
„Selig sind, die da Leid tragen; denn sie sollen getröstet werden.“
Alle Verheißungen von GOTTES Wort erfüllten sich bei Bartimäus. JESUS hörte das Rufen von Bartimäus und blieb stehen. JESUS hört auch dein Schreien. ER hört dich durch den ganzen Lärmpegel der Welt hindurch. JESUS bleibt auch bei dir stehen. JESUS lässt Bartimäus rufen.
Diejenigen, für die der Blinde gerade noch ein Störenfried war, ein Niemand im Straßendreck, ein unangenehmer Anblick, schlagen jetzt einen anderen Ton an. Sie ändern ihr Verhalten und sprechen dem Blinden Trost zu.
Wer auf JESUS hört, der ändert sich. Der rauhe Ton der Abwehrbrigarde rund um JESUS, wird auf einmal sanft
„Und sie riefen den Blinden und sprachen zu ihm: Sei getrost, steh auf! ER ruft dich!“
Der namenlose Blinde wird von JESUS gerufen.
Durch den Propheten Jesaja spricht GOTT zu Israel:
„ICH habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist MEIN! Wenn du durch Wasser gehst, will ICH bei dir sein, und wenn du durch Ströme gehst, sollen sie dich nicht ersäufen. Wenn du ins Feuer gehst, wirst du nicht brennen, und die Flamme wird dich nicht versengen. Denn ICH BIN der HERR, dein GOTT, der Heilige Israels, dein HEILAND.“
Bartimäus steht auf. Er wirft seinen Mantel ab und kommt zu JESUS. Dass Bartimäus seinen Mantel zurücklässt, der ihn von der sengenden Hitze bewahrt und ihn vor der Kälte schützt hat großen Symbolcharakter. Dieser Mantel war vermutlich zerschlissen und übelriechend, Aber er stellte wahrscheinlich seinen einzigen Besitz dar. Bei den Juden bestand das strikte Verbot, den Mantel eines Armen, auch nur über Nacht zu pfänden. Denn Arme haben ihren Mantel als Decke benützt und sich zum Schlafen darin eingerollt. (5 Mo 24,12-13)
Bartimäus lässt mit dem Mantel seinen ganzen Besitz, seine letzte Würde fallen. Unbedeckt tritt er vor JESUS. Wie oft verbergen wir unser wahres ICH hinter einem Mantel an Unehrlichkeit? Wie oft spielen wir sogar noch eine Rolle, wenn wir gar nicht mehr weiter wissen? Es fragt dich jemand: „Wie geht es dir?“ Und du lügst ihm ins Gesicht. Wenn dein Leben nur mehr eine Floskel ist, kannst DU nicht erwarten, dass andere hinter Deine Fassade blicken.
Bartimäus ist uns ein Vorbild. Er lässt sich von den „anständigen Leuten“ nicht einschüchtern. Er lässt sich auch nicht auf eine Rolle reduzieren. Voll Vertrauen kommt er zu JESUS. Bartimäus konnte JESUS nicht sehen, aber er glaubte daran, dass nur JESUS retten kann.
Thomas ein Jünger der JESUS 3 Jahre lang begleitet hatte, der bei all SEINEN Wundern zugegen war, der von JESUS selbst wusste, dass ER leiden und sterben musste, bevor ER wieder auferstehen würde, glaubte nicht. Thomas glaubte sogar dann noch nichts, als ihm die anderen Aposteln berichteten, dass ihnen der auferstandene JESUS erschienen ist. Erst als seine Hand in die Wundmale von JESUS legte, konnte auch er glauben. Deshalb sagte auch JESUS zu ihm:
„Du glaubst, weil du mich gesehen hast. Wie glücklich können erst die sein, die MICH nicht sehen und trotzdem glauben!“
Als Bartimäus vor JESUS steht, fragt ER ihn:
„Was willst du, dass ich für dich tun soll?“
Nicht lange vorher, hat JESUS, Jakobus und Johannes gefragt:
„Was wollt ihr, dass ICH für euch tue?“
Die Jünger gaben zur Antwort: „Wenn DU die Herrschaft in DEINEM Reich antrittst, wollen wir rechts und links von DIR sitzen.“ Die Jünger wollten Status und Privilegien. Sie beanspruchten die einflussreichsten Plätze im künftigen Königsreich.
Salomon bat GOTT um Weisheit und Erkenntnis. (2 Chr 1,10)
JESUS ruft auch Dich und fragt:
„Was willst du, dass ICH für dich tun soll?“
Bartimäus antwortete: „Rabbuni“ mach, dass ich sehend werde! Rabbuni heißt auf aramäisch „Lehrer“, „Meister“. Es ist die höchste und zugleich zärtlichste Anredeform. Nur 2x begegnet uns diese Anrede im NT. Als Maria Magdala JESUS am Grab begegnet und IHN erkennt, spricht sie JESUS mit denselben Worten an. (Joh 20,16)
Bartimäus lässt seinen Mantel los. Auch Maria die den auferstanden JESUS anfassen will, muss loslassen. Weil JESUS noch nicht beim VATER war, sagt ER zu Maria:
„Rühre MICH nicht an! Denn ICH BIN noch nicht aufgefahren zum VATER. Geh aber hin zu MEINEN Brüdern und sprich zu ihnen: ICH fahre auf zu MEINEM VATER und eurem VATER und zu meinem GOTT und eurem GOTT! (par Joh 6,62; Röm 8,15; Gal 1,4; Eph 1,17; Hebr 2,11) Maria Magdalena kommt und verkündet den Jüngern, dass sie den HERRN gesehen und ER dies zu ihr gesagt habe.“
Glaube braucht Erkenntnis, wer JESUS, ist. Glaube beginnt aber immer auch mit einem Loslassen. So hat es bei Bartimäus begonnen, so erfährt es Maria Magdala und wird dadurch zur ersten Zeugin des auferstandenen CHRISTUS. Die Angst vor dem Loslassen hat mit Vertrauen, allem voran aber mit Deinem GOTTES Bild zu tun.
Wer GOTT als kontrollierend, drohend und einengend begreift, dem wird es schwer fallen, loszulassen. Wer sich in JESUS geborgen weiß, der verliert seine Lebensfreude auch dann nicht, wenn GOTT seine Erkrankung nicht wegnimmt.
Meine Mutter musste nach einem Tumor ein Auge entfernt werden. Bald darauf hat am anderen Auge eine massive Sehschwäche eingesetzt, so dass sie nur mehr Umrisse wahrnehmen konnte. Obwohl meine Mutter am Ende ihres Lebens völlig erblindete, blieb sie eine fröhliche Christin. Die Freude die sie ausstrahlte machte anderen Menschen Mut. GOTTES Wort leuchtete in ihrem Herzen und zeigte anderen Menschen, CHRISTUS.
Wer JESUS kennenlernt, wird von der Blindheit seines eigenen Herzens befreit. Er wird dieselbe Erfahrung machen wie Bartimäus:
„DU bist meine Zuflucht und meine sichere Festung, DU bist mein GOTT, auf den ich vertraue.“
AMEN