Zur Online Bibel: 1. Johannes 4:7-21
In der heutigen Predigt geht es um Liebe und Annahme.
Immer mehr Jugendliche sind überzeugt, dass nicht einmal die eigenen Eltern wissen, wie es in ihrem Herzen aussieht. Auch Ehepaare, die schon sehr lange verheiratet sind, beklagen sich, dass der eigene Partner sie gar nicht kennt. Mit jemand verheiratet sein und jemand zu kennen ist offenbar zweierlei. Kinder in die Welt zu setzen bedeutet deshalb ebenso nicht, auch zu wissen was in den eigenen Kindern vorgeht.
Lehrern ergeht es mit ihren Schüler ähnlich: Erfolgreich ist der, der die beste Leistung erbringt und möglich angepasst ist. Während meiner Mittelschulzeit hab ich in der Oberstufe ziemlich oft gefehlt. Ich hab die Schule geschwänzt und Blankoentschuldigungen mit erfundenen Krankheitsgeschichten gefüllt. Aber kein Lehrer hat hinterfragt, weshalb ich so oft krank war. Auch in der Arbeitswelt interessiert man sich mehr für die Leistung als für den Menschen.
Viele Menschen fühlen sich nicht angenommen.
„Ich kann nicht mehr“ „ich mag nicht mehr“, „ich bin so alleine“, sind Schlüsselsätze einer verwundeten Seele.
Menschen erwarten von Menschen, dass sie geliebt, angenommen und wertgeschätzt werden. Das Aussehen, das Einkommen und sogar die eigene Sexualität wird zum Gradmesser der Selbstbewertung. Ersatzkonsum füllt die Inhaltsleere im eigenen Leben. Verliert man aber durch Krankheit oder Alter diesen scheinbaren Erfolg fühlt man sich wertlos, unnütz und weggeworfen. Der Sinn im Leben geht verloren.
Psychologen fordern ihre Klienten deshalb auf, „mehr auf sich selbst zu achten“ und „sich selbst mehr zu lieben“. Aber an Selbstliebe leidet niemand Mangel. „Jeder ist sich selbst der Nächste“, ist leider bittere Wirklichkeit.
Mit einer gehörigen Portion Selbstliebe kommt jeder Mensch auf die Welt. Selbstliebe musste ich keinem unserer Kinder beibringen. Zur Nächstenliebe aber mussten unsere Kinder erzogen werden.
Im Lesungstext werden wir aufgefordert:
„Geliebte, lasst uns einander lieben!“ 1.Joh 4:7
Aber wie sollen Menschen einander lieben, wenn sie sich selbst völlig ungeliebt fühlen?
Viele Menschen empfinden die Anrede „Geliebte“, verbunden mit einer solch schwerwiegenden Forderungen, fast provokant. Manche Bibelübersetzer beginnen den Johannesbrief wahrscheinlich auch deshalb mit“ liebe Brüder“, „ihr Lieben“ oder „liebe Freunde“.
Im ursprünglichen Text redet der Apostel Johannes in seinen Brief die Gemeinde aber tatsächlich mit dem griechischen Wort „Agapetoi“ an, was übersetzt „Geliebte“ heißt.
Aber was veranlasste den Apostel Johannes die Gemeinde hier als „Geliebte“ anzusprechen? Was meint er damit?
Indem Johannes die Gemeinde als „Geliebte“ anspricht, will er den Menschen die Augen öffnen, welchen Status sie bei GOTT einnehmen. GOTT liebt sie. GOTT liebt dich und GOTT liebt mich. GOTT liebt alle Menschen, denn die ureigenste Eigenschaft GOTTES ist Liebe. 1:Joh.4:16
Weil der Mensch sich durch Unglauben aber aus GOTTES Liebe entfernt hat, hat er keine Gemeinschaft mehr mit dem lebendigen GOTT. Aber weil GOTT Liebe ist, will ER, dass kein Mensch verloren geht. Damit wir wieder Gemeinschaft mit GOTT haben wurde JESUS CHRISTUS Mensch. CHRISTUS verließ die Herrlichkeit des Himmels um uns mit dem VATER zu versöhnen. CHRISTUS starb am Kreuz von Golgatha stellvertretend für unsere Schuld.
„7 Nun stirbt kaum jemand um eines Gerechten willen; um des Guten willen wagt er vielleicht sein Leben. 8 GOTT aber erweist SEINE Liebe zu uns darin, dass CHRISTUS für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren.“ Römer 5:7-8 (Joh 3,16; 1Joh 4,10)
Weil CHRISTUS aber auferstanden und in den Himmel aufgefahren ist, haben wir im Himmel einen mächtigen Fürsprecher. Niemand kann diejenigen, die an JESUS CHRISTUS glauben, mehr verklagen. Durch JESUS hat uns der VATER im Himmel jegliche Schuld vergeben.
Völlig zu Recht nennt somit der Apostel Johannes seine Hörer „Geliebte“. GOTTES Liebe hängt aber nicht von unserer Leistung ab. Deshalb schreibt auch der Apostel Paulus im Römerbrief:
„Ist's aber aus Gnade, so ist's nicht aus Verdienst der Werke; sonst wäre Gnade nicht Gnade.“ Römer11:6
Gnade ist nur ein anderes Wort für Liebe.
Ob wir GOTTES Liebesangebot aber annehmen und an den CHRISTUS, den SOHN GOTTES glauben, bleibt jedem selbst überlassen. Sowohl Glaube als auch Unglaube haben aber Konsequenzen:
„Wer bekennt, dass JESUS der SOHN GOTTES ist, in dem bleibt GOTT und er in GOTT.“ 1.Joh.4:15
GOTT ist aber nicht nur Liebe, ER ist auch gerecht.
"Wer an IHN (CHRISTUS) glaubt, wird nicht verurteilt. Wer aber nicht glaubt, ist damit schon verurteilt; denn der, an dessen Namen er nicht geglaubt hat, ist (CHRISTUS) GOTTES eigener SOHN.“ Joh.3:18 .
Wenn wir glauben, dass GOTT uns in JESUS CHRISTUS die Hand zur endgültigen Versöhnung reicht, sind wir „neu geboren“ Unser altes Herz wird völlig umgekrempelt. GOTTES GEIST schenkt uns ein neues Denken und ein neues Fühlen.
Wenn wir uns trotz unser Fehler und Schwächen geliebt und angenommen wissen, fällt unser ganzes Leistungsgehabe ab. Wir betrachten unsere Mitmenschen nicht mehr mit unserem ehemaligen Empfinden, wir sehen in ihnen Menschen, die die Liebe von JESUS noch nicht erfahren haben.
Bevor ich mich bekehrt habe, habe ich mit Alkoholikern ein wirkliches Problem gehabt. Als ich JESUS als meinen Retter angenommen hab, habe ich bereits am nächsten Tag alkoholabhängige Menschen mit anderen Augen gesehen. Hinter ihre Abhängigkeit hab ich ihre Verzweiflung gespürt und ihr Bedürfnis nach Anerkennung und Annahme wahrgenommen.
Solange wir aber noch Angst vor GOTT haben, werden wir immer wieder Selbstrettungsversuche starten und scheitern. Wenn wir uns selbst nicht bedingungslos geliebt wissen, werden wir eine Theologie verkünden und andere Menschen zum Einhalten von Geboten und Gesetzen anhalten. Erst wenn wir glauben, dass GOTTES überströmende Liebe zu uns auch nicht aufhört, wenn wir Fehler machen, werden wir die Frohe Botschaft, das Evangelium weitersagen.
Dann werden Glaubensgeschwister zu wirklichen Brüdern und Schwestern. Wir sehen nicht mehr das Trennende, sondern das, was uns verbindet. Und das ist die Liebe zum auferstanden CHRISTUS zum SOHN und VATER.
Wenn GOTTES GEIST nicht in uns lebt, können wir zwar psychologisches Verständnis für Menschen aufbringen aber niemals anderen gegenüber, persönliche Anteilnahme empfinden.
Situationen und Personen, die uns verletzen sind wie Gift in unserem Leben. Anfänglich schmerzen sie, dann aber lähmen sie uns. Die Kränkung macht sich in unserem Leben breit. Das Schlimme dabei ist: wir gewöhnen uns an ein Leben in Bitterkeit. JESUS aber fordert von uns: „Vergib!“ Vergeben ist eine Form von Geben. Es ist Liebe in Aktion. Es ist das wirksamste Mittel gegen Bitterkeit.
Kurz bevor JESUS SEINEN Leidensweg antrat sagte ER zu SEINEN Jüngern:
34 Ein neues Gebot gebe ICH euch, dass ihr euch untereinander liebt, wie ICH euch geliebt habe, damit auch ihr einander lieb habt. (Joh 13,17) 35 Daran wird jedermann erkennen, dass ihr MEINE Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.“ Joh.13:34-35
JESUS gibt uns ein neues Gebot. Es ist kein Vorschlag, es ist ein bindender Befehl.
Vergebung ist die größte Herausforderung in unserem Leben. Vergebung bedeutet: Sein Recht am anderen aufgeben. Vom Verstand her ist das klar. Aber was ist mit meinen verletzten Gefühlen, meinem Ärger, meiner Wut, den Rachegedanken und meinem Hass?
Solange wir nicht wirkliche Kinder GOTTES sind, bleiben wir nachtragend und unversöhnlich. Aus uns selbst heraus können wir nicht vergeben. Aber weil JESUS Vergebung von uns fordert, schenkt ER uns auch die Kraft dazu. Corrie ten Boom ist ein gutes Beispiel dafür:
Corrie ten Boom war Holländerin. Ihre gesamte Familie wurde inhaftiert, weil sie während der Nazi-Zeit Juden versteckten. Corries Vater starb noch im Gefängnis, während Corrie zusammen mit ihrer Schwester ins KZ kam. Während sie selbst überlebte, starb ihre Schwester einen qualvollen Tod. Kurz nach dem Tod ihrer Schwester Betsie, wurde Corrie ten Boom aber durch einen Fehler in der Behördendatei in Ravensbrück, aus dem KZ entlassen.
Nach dieser Zeit, reiste Corrie ten Boom durch die ganze Welt, um den Menschen von ihren Erfahrungen im KZ und ihren Glauben an JESUS zu erzählen. Auf ihren Reisen predigte Corrie den Menschen von der vergebenden Liebe JESU. Aber auch sie wurde einmal auf eine harte Probe gestellt.
Als sie 1947 in einer Kirche in München über die Vergebung gepredigt hatte, kam plötzlich ein Mann zu ihr nach Vorne. Er sagte: «Sie sprachen von Ravensbrück. Ich war Wächter dort.»
Corrie ten Boom erzählt: „Ich erinnerte mich an diesen Mann und an seine Jagdpeitsche, die in seinem Gürtel steckte. Jetzt stand ich zum ersten Mal einem meiner Häscher gegenüber. Mein Blut schien zu gefrieren. Ich erkannte ihn. Es war ein ehemaliger Lagerwärter von Ravensbrück. Es war einer der grausamsten.
Er fuhr fort: «Ich bin Christ geworden. Ich weiß, dass GOTT mir die grausamen Dinge vergeben hat, die ich dort getan habe, aber ich würde gern von Ihnen hören, dass Sie mir auch vergeben haben.” Er streckte mir seine Hand entgegen und fragte: «Werden Sie mir vergeben?»
„Sekunden stand ich wie gelähmt vor diesem Mann, doch es kam mir vor als wären es Stunden. Ich kämpfte in meinem Inneren: Meine Schwester war schließlich im Konzentrationslager Ravensbrück elend und langsam gestorben. Doch dann erinnerte ich mich an eine Bibelstelle“:
«Wenn ihr den Menschen ihre Sünden nicht vergebt, dann wird der himmlische Vater im Himmel auch euch nicht vergeben» Matthäus 6:15
„Ich konnte diesem Mann nicht sofort die Hand reichen. Aber ich betete: HERR JESUS, bitte hilf mir, dass ich diesem Mann vergeben kann. Ich kann es nicht, aber ich weiß, dass ich denen vergeben muss, die mir wehgetan haben.“
„Da spürte ich, wie sich meine Gefühle veränderten. Es geschah etwas Unglaubliches! Ein heisser Strom entsprang in meiner Schulter. Er lief meinen Arm entlang und sprang über in unsere beiden Hände. Mein ganzes Sein wurde von dieser heilenden Wärme durchflutet. Ich hatte plötzlich Tränen in den Augen und konnte ganz ehrlich sagen: «Ich vergebe dir Bruder! Ich vergebe dir von ganzem Herzen.»
Corrie ten Boom eröffnete nach dem Krieg ein Heim für Naziopfer. Sie erlebte dort, dass die, die vergeben konnten, innerlich frei wurden, egal welche körperlichen Schäden sie erlitten hatten. Die aber, die an ihrer Bitterkeit festhielten, blieben Invaliden.
Was blockiert unsere Vergebung? Was blockiert deine Vergebung?
Die Fähigkeit zu vergeben hat ganz viel mit meinem GOTTES Bild zu tun. Wenn ich mich selbst angenommen weiß, fällt es mir leichter, mich auf ein Gespräch einzulassen und den anderen zu verstehen.
JESUS empfiehlt uns nicht zu vergeben, nein er befiehlt es uns geradezu: Als Petrus JESUS fragte:
„HERR, wie oft muss ich meinem Bruder vergeben, wenn er mir Unrecht tut? Ist siebenmal denn nicht genug?“
22 "Nein", antwortete JESUS. "Nicht nur siebenmal, sondern siebzig mal siebenmal.“ Matthäus 18:21-22 (1Mo 4,24)
7 x 70 sind 490 Mal! Wenn man davon ausgeht, dass ein Erwachsener 16 Stunden am Tag aktiv wach ist, bedeutet das, dass wir 30 x pro Stunde vergeben müssen.
Sicher ist das nicht immer einfach. Aber es ist möglich! Der Weg dorthin ist manchmal ein langer. Aber auch ein heilsamer! Denn am Ende werden Ketten gesprengt.
Und selbst wenn der andere nicht zur mir kommt, und mich um Verzeihung bittet, gilt:
„13 Ertragt einander, und seid bereit, einander zu vergeben, selbst wenn ihr glaubt, im Recht zu sein. Denn auch CHRISTUS hat euch vergeben. 14 Wichtiger als alles andere ist die Liebe. Wenn ihr sie habt, wird euch nichts fehlen. Sie ist das Band, das euch verbindet. 15 Und der Friede, den CHRISTUS schenkt, soll euer ganzes Leben bestimmen.“ Kolosser 3:13-15
AMEN