Lebendige Hoffnung – Christliches Zentrum Graz

Die Freude ist unsere Stärke – Neh 8,7-12

Gruppe von frohen Menschen

Zur Online-Bibel:  Johannes 15,9-17 (NGÜ),  Nehemia 8,7-12 (LU)

 

Viele Menschen wollen mit dem Christentum nichts zu tun haben. Das ist vor allem deshalb, weil sie der Meinung sind, dass wir Christen nichts dürfen und  immer nur leiden müssen.

Viele können sich den Glauben nur als ein enges Korsett von Regeln, Vorschriften und vor allem Verboten vorstellen.

 

Christen müssen sonntags in die Kirche, sie müssen beichten, sie müssen beten, sie müssen christliche Lieder singen, dann müssen sie auch noch spenden, dazu noch ihren Glauben bekennen und am Ende kann es auch noch sein, dass sie als Märtyrer sterben:

Wie kann man nur so dumm sein und Christ werden???

 

Und deshalb geht man sofort auf Abstand, wenn vom Glauben die Rede ist. Der Gedanke, dass Gott dienen Freiheit bedeutet, scheint unsinnig, abwegig und völlig unmöglich.

Viele denken sich „Warum sollte ich mich auf etwas einlassen, bei dem sich so viele doch nur schlecht fühlen?“

 

Woher kommen solche Vorstellungen?
Außenstehende sehen sehr wohl, wie viele Christen mit ihrer Gemeinde oder ihrer persönlichen Beziehung zu Gott unzufrieden sind. Viele Christen fühlen sich einfach miserabel, weil sie denken, dass sie in ihrem Bemühen Gott zu gefallen versagt haben.

Es gab schon immer ernsthafte Christen, die in dem durchaus anerkennenswerten Bestreben, Gott zu gefallen und nichts falsch zu machen, einem Buchstabenglauben verfielen. Für diese Christen ist die Bibel dann nicht mehr eine Gebrauchsanleitung für ein gelingendes Leben, sondern ein System von einengenden Vorschriften.

Von der Freiheit, zu der uns Christus befreit hat, ist dann nichts mehr zu spüren.
Im Extremfall kommt es zu einem engstirnigen „Fundamentalismus“ in Gestalt eines Gesetzesglaubens, bei dem man „dieses oder jenes“ als einzige Wahrheit erachtet und jegliche abweichende Sichtweise verurteilt und „genau weiß, wie es richtig ist“. Und es ist erstaunlich, und manchmal direkt unfassbar, welchen „theologischen Ansichten“ man dabei begegnet.

Besonders unangenehm wird es, wenn diejenigen, „die es ganz genau wissen“, denen, „die etwas anders sehen“, den „rechten Glauben“ absprechen.

 

Wenn wir solch einem Gesetzesglauben verfallen, ist es auch nicht verwunderlich, wenn wir unzufrieden sind und keine Erfüllung finden. Wir nehmen da nur immer mehr Anstrengungen auf uns um uns am Ende doch fragen zu müssen „Wieviel ist genug? Wann wird es reichen? Warum ist Gott noch immer nicht zufrieden? Wann komme ich endlich dazu, mich zu entspannen und zu genießen?“

 

Wenn Christsein ein striktes Einhalten von Geboten und Verboten bedeuten würde, hätte ich persönlich einen anderen Weg gewählt. Dann hätten all jene recht, die meinen Christsein ist fad, langweilig und längst nicht mehr zeitgemäß!

 

Aber ist Jesus gekommen, um uns zu den 10 Geboten und den über 600 Gesetzen des Alten Testaments noch weitere Gebote zu bringen? Ist er gekommen um unsere Handfesseln fester zuziehen und uns zusätzlich auch noch Fußfesseln zu verpassen?

 

Jesus Christus selbst ist unter dem strengen jüdischen Gesetz geboren worden. Aber durch seinen Tod und seine Auferstehung, durch sein Erlösungswerk, sind wir in eine gänzlich neue Ära hineingetreten.

 

Wir können die ganzen religiösen Schuldgefühle hinter uns lassen und ein Leben in Freude führen. Wir können mit Gott in eine so enge Gemeinschaft treten, als würden wir mit ihm unter einer Haut stecken. Wir können so leben, dass wir dabei wir selbst bleiben, aber gleichzeitig Christus in uns lebt.

Und das alles, ohne dass es uns etwas kostet!

 

„Die Freude am HERRN ist eure Stärke“ hörten wir in unserem heutigen Bibeltext aus dem Alten Testament.

 

Denkt  an die wunderbaren  Taten  Gottes, die Er in eurem Leben schon getan hat. Vertraut darauf, dass Er es auch weiter gut machen wird mit euch! Seid gewiss, dass Gott euch alle liebt. Fixiert euch nicht auf die Schwierigkeiten und Probleme eures Lebens.

Erinnert euch an das, was Gott euch in eurem Leben schon alles geschenkt hat. Genießt die guten Gaben  aus Seiner Hand!

Es gibt so viele Gründe, sich an Gott zu freuen. Und wenn man die Gründe, sich an Gott zu freuen, ebenso gut versteht wie die für das Verzweifeln an sich selbst, dann wird sich das Verzweifelt-Sein in Freude verwandeln und aus verzagten Menschen solche werden, die sich ihrer Stärke freuen.

 

Wohlgemerkt es ist keine verordnete Freude, um die es hier geht. Dass man Freude nicht einfach anordnen kann, wusste Nehemia, das wissen wir alle.

 

Freude kann man nicht verordnen. Aber man kann verzagte Menschen aufmerksam  machen auf die guten Gründe, sich an Gott zu freuen.

Ich vermute, dass Nehemia genau hierauf hinaus wollte, als er das weinende Volk daran erinnerte, dass die Freude an Gott seine Stärke sei.

Denn es ist das eine, dass ich am Gesetz Gottes gemessen manchmal merkwürdig kleinlaut werde, und es ist das andere, dass ich mich auch als verzweifeltes, betrübtes, manchmal hilfloses menschliches Wesen von eben jenem Gott angenommen weiß.

Es ist die Liebe Gottes, es ist die Versöhnlichkeit Gottes, die gerade dann, wenn ich an mir selbst zweifle, ihre tröstende Wirkung tut.

Es ist die Vielfalt der Gaben, der Reichtum der Schöpfung, den ich vielleicht erst zu schätzen weiß, wenn ich verstehe, dass ich das alles nicht mir selbst sondern einem liebenden Vater verdanke.

 

Es mag manches gegen uns sprechen – aber dass Gott uns liebt, das spricht am Ende des Tages immer für uns. Und ist Grund zur Freude. Zur Freude an dem, was Er uns an Gutem tut, zur Freude am Leben, zur Freude am Studieren, an der  Arbeit, auch im neuen Jahr.

 

Das wird sich von Mensch zu Mensch, von Fall zu Fall dann unterschiedlich äußern: Der Jubelsprung eines Studenten, der seine Prüfung rein reformatorisch bestanden hat (ohn´ all Verdienst und Schuldigkeit), sieht anders aus als das glückliche Lächeln eines Mechanikers, der nach langem Suchen den Motor wieder zum Laufen gebracht hat.

Und da sind natürlich die vielen Facetten der Freude am privaten Glück.

Viele Facetten – aber welche man auch immer in den Blick nimmt: Die Freude ist unsere Stärke so oder so.

Sie gibt uns Aufwind, macht das Leben beschwingt, gibt ihm Leichtigkeit und trocknet wohl so manche Träne ab.

 

Die Freude bekämpft die Verdrießlichkeit, in der ich mich manchmal so bequem einrichte. Sie weiß sich zu wehren gegen die Geschäftigkeit, die ihr immer so wenig Zeit gönnen will.

Sie gibt Geschmack am Leben.

 

Mögen wir uns beschenken lassen mit der Freude an Gott und sie als Elixier unseres Lebens erfahren. Mögen wir dankbar werden für die Liebe und das viele Gute, das uns zuteil geworden ist und zuteil werden wird.

Mögen wir uns anstecken mit der Freude an Gott, diesem Geschenk des Himmels, das, was auch immer in diesem Jahr passiert, unsere große Stärke sein kann.

 

Amen.