Zur Online-Bibel: Johannes 15,1-8
Jesus ist unser Leben. Wir brauchen ihn so nötig wie Sauerstoff. Wie Wasser. Wie die Rebe den Weinstock braucht. Jesus ist nicht nur eine Gestalt, die wir bei einer Predigt vor Augen haben. Wenn wir ihn nicht haben, fehlt uns das Entscheidende.
Was aber wäre, wenn wir ihn so „haben“ könnten, wie ihn Petrus und Johannes hatten? Oder Maria und Lazarus?
Sein Leben, seine Freude, seine Liebe und Gegenwart zu haben, lässt sich mit nichts anderem vergleichen. Ihn zu kennen wie er ist, bedeutet nach Hause zu kommen.
Liebe Jesus!
Lebe mit ihm an deiner Seite. Lass zu, dass sein Leben deines durchdringt. Das wird Frucht bringen – und diese Frucht wird dir den Atem rauben. Du bist dazu bestimmt, dein Leben mit ihm zu führen – und nicht nur hin und wieder in der Kirche oder in der Gemeinde einen Blick auf ihn zu erhaschen.
Leider ist für viele Menschen der Christus, den sie kennen, zu religiös, als dass sie ihn lieben könnten, und zu starr, als dass er die Quelle ihres Lebens sein könnte. Aber die gute Nachricht lautet: Der Jesus der Bibel hat sich kein bisschen verändert! Er ist immer noch er selbst. Noch heute handelt er so wie damals. Die Bibel versichert uns, dass Jesus derselbe gestern, heute und in Ewigkeit ist (Hebräer 13,8). So hat er sich uns gezeigt, so ist er.
Wenn der Glaube an Jesus aber zu einer Liebesbeziehung werden soll, dann müssen wir mit der Religion brechen. Wer Jesus in sein Leben einlädt, der muss den religiösen Nebel vertreiben und die harte religiöse Kruste eines frommen Leistungs- und Verhaltenssystems verlassen.
Viele Menschen wiegen sich tatsächlich in dem Glauben, dass der Einsatz für Jesus auch schon Freundschaft mit Jesus bedeutet.
Etwas für Gott zu tun heißt noch lange nicht, ihn auch zu lieben.
Jesus liebt die Armen – und daraus entstanden Bewegungen, die es als das Wichtigste ansehen, den Armen zu dienen. Oft lassen wir bei unserem caritativen Einsatz aber Jesus zurück. Unsere Spenden dienen sicherlich einem caritativen Zweck und sind lobenswert. Aber ich kann auch spenden und mich für andere Menschen einsetzten ohne Jesus überhaupt zu kennen.
Wie viele Kinder haben schon einmal gesagt: „Mein Vater hat hart gearbeitet, um uns alle zu versorgen – aber im Grunde habe ich mich immer nur nach seiner Liebe und Nähe gesehnt.“
Religiosität, religiöse Einstellungen bringen uns nicht in die Nähe von Jesus. Sie sind weit mehr geeignet uns davon abzuhalten überhaupt Jesus kennenzulernen. Menschen die sich ständig auf die eigene Schulter klopfen und die Selbstgerechtigkeit in Person sind, haben meist gar nicht das Bedürfnis die Liebe und Gegenwart Jesus zu erleben. So erzählt es uns auch Jesus in seinem Gleichnis vom Pharisäer und dem Zöllner in Lukas 18,9-14.
Jesus ist nicht gekommen, damit wir seine Lehre schätzen und lieben sollen, oder seine moralischen Auffassungen, seine Freundlichkeit oder seine Sozialreformen.
Wir sollen nicht das Christentum lieben, sondern Christus!
Wir sollen Jesus selbst lieben, ihn kennenlernen wie einen Freund. Das soll das wichtigste in unseren Leben sein. Leider ist es wohl so, dass die Menschen, die sich am meisten für Jesus einsetzen, oft am wenigsten Zeit mit ihm verbringen.
Es steht in unserer Macht, uns von dem religiösen Nebel zu befreien, der Jesus auf Distanz halten will.
Wir können Jesus zwar begegnen, ihm auch unsere ganzen Lasten unters Kreuz legen, wir glauben sogar, dass er Gottes Sohn ist, wir glauben auch, dass er von Toten auferstanden ist, drehen uns dann aber wieder um und gehen unsere eigenen Wege.
Wir geben Jesus einen schönen Platz in unserem Leben, aber er ist nicht unser Leben.
Wir teilen zwar die wertvolle Sonntagszeit mit ihm, wir lesen sogar zeitweise in der Bibel, wir ändern sogar viele Verhaltensweisen, aber doch ist Jesus nur ein guter Bekannter mit dem wir ab und an mal reden, ihn anrufen wenn es uns schlecht geht, wir Sorgen haben oder krank sind.
Denke an Sauerstoff – es ist eine Sache von Sauerstoff umgeben zu sein, aber eine völlig andere, ihn auch einzuatmen. Obwohl du Sauerstoff um dich hast, wirst du sterben, wenn der Sauerstoff nicht deine Lungen füllt, sondern draußen bleibt.
Genau so ist es mit Jesus, mit seinem Leben: Ohne ihn ist unser Leben unvollständig. Wir brauchen Jesus wie Sauerstoff.
Erst wenn Jesus zu unserem Zentrum wird, zu dem Zentrum von dem alles ausgeht, ein Zentrum, das unser ganzes Handeln, Fühlen und Denken steuert, erst dann kann seine Verheißung wahr werden: „Ich gebe euch Leben in Fülle, ich bin gekommen euch frei zu machen, euch Ohren zu geben mit denen ihr hört, Augen mit denen ihr seht.“
Das ist das Geheimnis des Christseins: Christus lebt in uns!
Aber nicht in der Abstellkammer meines Herzens, sondern ich erlaube ihm den Zutritt zu jedem Bereich meines Daseins. Denn ohne mein willentliches Ja, bleibe ich der alte Rainer, mit einer blonden Haarsträhne auf der möglicherweise „Jesus“ steht.
Wir sollen zulassen, dass sein Leben unser Leben wird.
Seine Revolution äußerst sich nicht darin, dass wir uns selbst verändern, sondern dass er uns verändert – wenn wir sein Leben empfangen und zulassen, dass er in uns lebt.
Durch Christus selbst erneuert uns Gott.
Genau das soll der christliche Glaube in einem Menschen bewirken. Und das geschieht, wenn sein Leben unseres durchdringt.
Er lebt wirklich in uns – so wie das Samenkorn in der Erde neues Leben hervorbringt.
Wie aber kann das passieren?
Die Antwort ist:
Erlaube Jesus, dass sein Leben, deines erfüllt.
Erlaube es Jesus jeden Tag neu dein Leben, mit seinem Geist zu erfüllen.
Dafür bete ich jeden Morgen: „Herr Jesus, lass deine Pläne die du mit meinem Leben hast, durch dich Wirklichkeit werden“.
Natürlich setzt das voraus, dass du zum Verzicht auf ein selbstbestimmtes Leben bereit bist. Es wird kaum möglich sein, Jesus Leben in nennenswertem Umfang zu empfangen, wenn du als Rebe andauernd vom Weinstock wegläufst, um dein Leben nach eigenem Gusto zu führen.
Ehrlich gesagt, ist das meiner Meinung nach der Grund, warum viele oft solch einen blassen und fernen Jesus akzeptieren – der nämlich mischt sich nicht in unsere Pläne ein.
In religiösen Systemen betrachtet man die Liebe zu Jesus oft als eine Art freiwilliges Extra. Dieser Unsinn hat sich zusammen mit der Vorstellung eingeschlichen, dass man Christ sein und gleichzeitig an einem selbstbestimmten Leben festhalten kann.
Wie aber soll das funktionieren?
Wenn nicht Jesus die Quelle meines Lebens ist, zapfe ich andere Quellen an. Das funktioniert nicht.
Jesus stellt das als eine natürliche Tatsache fest, wenn er sagt:
„Wer sich an sein Leben klammert, der wird es verlieren. Wer aber sein Leben für mich einsetzt, der wird es für immer gewinnen“
Klammere dich an dein Leben, und es wird dir wie Sand durch die Finger rinnen; übergib dein Leben Jesus, und du wirst zu einem Menschen werden, den er mit seinem Leben erfüllen kann.
Wenn wir das volle, überschäumende, unaufhaltbare Leben wollen, Jesus in uns und durch uns, dann müssen wir ihm unser selbstbestimmtes Leben ausliefern.
Je mehr Lebensbereiche du Jesus übergibst, je mehr kann sein Leben das deinige durchdringen.
Die Last, die dir von den Schultern fallen wird, ist den Preis wert.
Wenn ich mich früher gegenüber Freunden oder Bekannten so richtig daneben benommen habe, bin ich am nächsten Morgen voller Scham aufgewacht und habe gute Vorsätze gefasst, um endlich ein besserer Mensch zu werden. Mir fiel eine Menge ein, was ich an mir verabscheute – ich musste dringend ein besserer Mensch werden!
Die Achillesferse dieser Art von Reue aber liegt darin, dass sie auf eigene Anstrengungen gründet. Gott sei Dank, habe ich das irgendwann begriffen und mich an Christus in mir gewandt – ich bat Jesus noch mehr in mein Leben einzugreifen. Und es war wundersam: Fast augenblicklich fühlte ich mich erleichtert. Nicht in dem Sinn, dass meine Fehler sich in Luft auflösten, sondern dass ich davon befreit wurde, alles aus eigener Kraft schaffen zu müssen.
Durch die Gegenwart Jesu traten meine Persönlichkeitsprobleme in den Hintergrund – manche wurden gekreuzigt, andere erfuhren seine heilende Gnade.
Wesentlich war, dass ich Jesus alles gegeben habe.
Viele Menschen haben Angst, dass Jesus sie zerbrechen wird, dass Gott mit uns böse Absichten hat, wenn wir uns ihm ausliefern.
Auch ich hatte Angst, dass Jesus mich zu einer willenlosen Marionette umfunktionieren könnte. Aber Gott ist Liebe, er hat mit meinem Leben, mit mir selbst nur die allerbesten Absichten. Ich bin sein Kind. Nur weil manche Erwachsenen den Willen ihrer eigenen Kinder brechen wollen, glauben sie, dass Gott ähnlich böse Absichten mit uns hat.
Wenn wir Gott unser Denken, Fühlen unseren Verstand und unser Herz, vertrauensvoll geben, erhalten wir es nicht zerbrochen zurück, sondern in Hesekiel 36,26 steht, er nimmt uns unser steinernes Herz und gibt uns eines aus Fleisch zurück. Als ich begriffen hatte, dass Jesus Christus mir Freiheit schenkt, war die Frucht, tiefgreifende Erleichterung.
Ich vertraue Jesus jeden Tag neu, und wenn ich im Laufe des Tages dieses oder jenes erlebe danke ich Jesus oder ich bitte ihn um Hilfe und spreche dieses kurze Gebet „Jesus hilf mir bitte dabei!“
In jedem Leben gibt es Probleme, die wir allein nicht in den Griff bekommen.
Glaubst du wirklich, du kannst den Rest deines Lebens ohne die innere Hilfe Christi freundlich zu anderen Menschen sein? Oder großzügig, ehrlich, vergebend? Glaubst du wirklich, du kannst die Steine, die dir schon dein ganzes Leben im Weg liegen, selbst beseitigen? So etwas passiert einfach nicht – nicht ohne das Leben Jesu in dir.
Du musst deine Zerbrochenheit und Sünde nicht überwinden, damit du dann endlich mit Gott leben kannst.
Genau andersherum ist es: Wir bleiben eine Rebe, die den Weinstock unbedingt braucht.
Das einzige, was wir tun können, ist eine lebendige Beziehung mit Jesus Christus zu unterhalten und darauf zu achten, dass sie durch nichts unterbrochen wird.
Gleich im Anschluss an sein Bild vom Weinstock ermahnte uns Jesus genau dazu:
„Bleibt in mir, und ich werde in euch bleiben. Denn eine Rebe kann keine Frucht tragen, wenn sie vom Weinstock abgetrennt wird, und auch ihr könnt nicht, wenn ihr von mir getrennt seid, Frucht hervorbringen. Ich bin der Weinstock; ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, wird viel Frucht bringen. Denn getrennt von mir könnt ihr nichts tun.
Wie kann man mit ihm verbunden bleiben?
Indem man ihn liebt, ihm immer mehr Bereiche seines Lebens übergibt.
Jesus lebte übrigens selbst so. Er zeigte uns, wie man sein ganzes Leben Gott übergibt und in Gemeinschaft mit dem Vater lebt. Das dynamische Leben, das ihn durchströmt, empfing er so, wie auch wir es tun müssen – durch ungebrochene Liebe zu und Abhängigkeit von Gott.
Ihm unser Leben übergeben, um sein Leben zu empfangen, darum geht es – nicht einmal, sondern immer wieder.
Dabei gibt es viele Wege, die uns helfen: Anbetung, Stille, Gebet, usw. – wir können entdecken, was uns hilft, Gottes Leben in uns aufzunehmen.
Es gibt sogar eine Probe aufs Exempel, ob eine Idee oder ein Weg dazu wirklich von Jesus kommt oder nur leere Religion ist: Bringt es Leben?
Wenn nicht, lass es sein. Du wirst entdecken, dass das Religiöse niemals Leben bringt. Daran kann man es immer entlarven.
Eine der Gründe, warum wir unsere Freunde mögen ist: Wir mögen uns selbst, wenn wir mit ihnen zusammen sind.
Und genau das gilt für Jesus – wenn ich ihm nahe bin, gefällt es mir, wer ich bin. Wenn unser Verhältnis distanziert ist, fühle ich mich katastrophal.
Ein Freund sagte einmal zu mir: „Wenn ich in Christus bin oder er in mir, ist alles anders – die Art wie ich mich selbst sehe oder wie ich dich sehe. Dann bin ich der Mensch, der ich sein möchte“.
Wenn wir ihn lieben, ihn erfahren, zulassen, dass sein Leben unseres erfüllt, gestaltet die Persönlichkeit Christi unsere Persönlichkeit um.
„Wer zum Herrn aufschaut, der strahlt vor Freude“
Jesus zu lieben hilft uns, der Mensch zu werden, der wir eigentlich sein sollten.
Amen